Gestern Morgen der Herbst-Blues. Trübes Licht. Die Blätter der Eschen schon dunkelbraun, leichtes Frösteln, obwohl gut geheizt ist. Ich sitze, der Kopf zieht runter und ich komme immer tiefer hinein. – Da fällt mir etwas ein. Kürzlich las ich, dass positive körpersprachliche Gesten und entsprechendes Denken stimmungsaufhellend wirken sollen, internationale Forschungsergebnisse belegten das. Aber funktioniert das auch beim Herbst-Blues? Kann man wirklich seine Stimmung durch Körperaktivität und Vorstellungen verändern, von außen nach innen? Das will ich wissen.
Geschärfte Sinne
Ich setze mich aufrecht hin, und probiere als erstes aus, welchen Einfluss das Riechen hat. Ich nehme drei tiefe Atemzüge und versuchte herauszufinden, wonach es riecht. Richtig, ich hatte gestern ein Räucherstäbchen verbrannt. Ich gehe in den Nebenraum und versuche dort das gleiche, schließlich identifiziere ich in der Küche die Reste des morgendlichen Kaffeeduftes. Dann sehe ich aus dem Fenster. Ich genieße die verschiedenen Verfärbungen der Blätter. Dunkelgrün die Nadelbäume, ein zartes Grün der Obstbäume, die Linden schon gelblich, der Ahorn richtig gelb und die Eschenblätter teilweise braun und zusammengerollt. Welch Farbenpracht trotz des trüben Wetters. Und wenn sich ein Blatt gelöst hat, fällt es in kreisenden Bewegungen. Ein schöner Anblick. Und dann die Geräusche. Im Zimmer das dezente Lüftergeräusch des Rechners, aber vom Treppenhaus her Leben. Einer der Nachbarn ist dabei, seine Getränkeflaschen zu sortieren, ein helles Klirren bis zu mir.
Weggeblasen
Erstaunlich, jetzt ist meine Laune schon viel besser, nichts mehr vom Herbst-Blues. Ich versuche, ihn wiederzufinden in meiner Innenwelt. Aber er hat sich verzogen. Die Aktivitäten der Sinne und der Wahrnehmung haben ihn vertrieben. Was innerhalb von 5 Minuten so passieren kann… Ich muss lächeln, als ich mich wieder meinem Schreibtisch zuwende.